"Ich krieg das nicht hin, einerseits das Dunkle in mir gelten zu lassen und andererseits gleichzeitig das Helle. Das sind doch scharfe Gegensätze. Ich entscheide mich für das Helle, für die Selbstliebe. Was soll da noch all das dunkle Zeug in mir?"
"Es ist nicht die Frage, was das soll, sondern es gilt die Tatsache, dass es ist. So wie es nicht eine Frage ist, was das soll, wenn ein Bein gebrochen ist. Das Bein ist kaputt: Das ist. Real. Jetzt kann man das solange bejammern und daran leiden, bis man stirbt, oder man sieht zu seinem Bein und erkennt die Wirklichkeit: Ich habe ein krankes Bein. Mehr ist ja nicht passiert. Wir selbst gehen niemals unter."
"Wenn ich so voll Hass bin, gehe ich unter."
"Nein, dann schwimmst Du weiter im Leben, diesmal in anderem Gewässer oder unter Wasser, aber Du bist es, der dort schwimmt. Egal, wo wir sind und wer wird sind: Wir sind. Und wenn Du schon mal in so unfreundlichen Gewässern schwimmst - es ist nicht nötig, dass Du Dir das übelnimmst. Auch Monster sind Wesen, wie Engel. Das Gefühl, unterzugehen und die Selbstliebe niemals wirklich zu erreichen, ist die Lebensart von den dunklen Herrschaften. Solange Du Dich da aufhältst, ist es wie mit dem kranken Bein: Es ist krank, und Gesundbeten hilft nicht. Es ist erst dann gesund, wenn es gesund ist! Vorher ist die lange Zeit der unangenehmen Krankheit. Und man kann, wenn man krank ist, etwas lesen oder ein Würfelspiel mit anderen spielen. Spiel doch in der Hölle mit dem Teufel Monopoly oder Schach oder Halma. Er kennt die Regeln. Später, wenn die Selbstliebe Dir wieder etwas sagt, wenn Dein Bein wieder gehen kann und will, siehst Du weiter. Selbstverständlich läßt Dich auch der Teufel wieder laufen, wenn die Zeit dafür gekommen ist."
"Das glaube ich nicht, in mir wird immer das Dunkle da sein."
"Ja, sicher, aber es muss sich auch ausruhen und bestimmt Dich nicht Tag und Nacht. Es lebt nur dann, wenn es passt, wenn es sinnvoll ist, wenn das Dunkle sich in Dir wohlfühlt."
"Es soll sich in mir nicht wohlfühlen."
"Willst Du es bekämpfen, erziehen, therapieren? Stellst Du Dich über die dunklen Seiten in Dir? Das kannst Du tun, aber wenn Du zum Drüber-Stellen übergehst, freut sich das Dunkle in Dir, denn das Drüber-Stellen ist ja sein Lebenselixier: Das Dunkle drückt das Helle herab. Wenn Du ein Drüber-Steller bist, fühlt sich das Dunkle in Dir wohl: dadurch, dass Du das Dunkle nicht willst, es ablehnst, es zurückweist, ins Dunkle stellst, bist Du ihm verfallen. Nötig ist das nicht."
"..."
"Es gibt die Möglichkeit zur Selbstliebe. Die Idee. Die Perspektive. 'Ich liebe mich sowie ich bin' ist keine Garantie. Es ist auch keine Verpflichtung. Es ist Einladung, Trost, Aufatmen, Lächeln. Und natürlich auch ein bisschen Verheißung, ein bisschen Paradies, hier, jetzt. Ein bisschen Gegenzauber für die dunkle Welt, bei allem Respekt und ohne sich über sie zu stellen. Wieviel davon Realität wird, hängt von vielem ab, auch von mir, auch vom anderen Menschen: von meiner Liebe zu Dir. Liebe und Selbstliebe sind Geschwister - sie könenn fliegen und das Dunkle in uns immer wieder zurücklassen. Und: Sie wachsen von allein, Du musst Dich nicht bemühen. Sie sind Geschenke des Lebens."