Finn wird zwei, ich will ihm etwas zum Geburtstag schenken. Nach einigem Überlegen zwischen Stofftier, Auto und Holztier vom Bauernhof bleibe ich beim Bilderbuch hängen. Neulich habe ich mit dem zweijährigen Johann ein Bilderbuch angesehen, das war prima. Also: ein Bilderbuch für Finn.
Schenken – ein weites Feld. Was passiert mir beim Schenken? Ich will eine Freude machen. Aus gegebenem Anlass oder einfach so. Ich habe etwas gefunden, ich habe etwas gesucht, etwas hat mich gefunden, und das will ich Dir geben, Dir schenken. Damit es Dich freut, erfreut. Und mir dann ein schönes Gefühl macht. Weil Du dich freust.
Es gibt Bereiche, wo ich mich gut auskenne und wohlfühle, wenn es ums Schenken geht. Natur zum Beispiel, Blumen und Co. Aber die richtigen, die zu Dir passen, wie ich meine. Sonnenblume, Lilie, Gänseblümchensträußchen, Kornblumen, Wildblumenstrauß.
Zu Weihnachten suche ich kleine Besonderheiten auf dem Weihnachtsmarkt und in den Weihnachtsregalen der Baumärkte. Dabei gibt es ein „das passt zu dem“, ist stimmig.
Bei der Anlass-Schenkerei (Geburtstag, Weihnachten, sonst) ist eine gewisse Mühe dabei, es soll ja auch gut kommen, so ein Geschenk. Da bin ich froh, wenn ich mit der Sucherei fertig bin und was Passendes gefunden habe. Und dann wird es schön verpackt und geht auf die Reise. Heute: zu Finn.
So ein spontanes Geschenk ist von leichterer, von leichter Art. Es stellt sich ein, aus heiterem Himmel, und will getan sein. Und wird getan: „(Das ist) Für Dich“. Schön und leicht. Und es könnte mir gern mal öfter über den Weg laufen.
Dann gibt es noch Zweckgeschenke. Die sollen etwas bewirken. Gute Laune, offenes Ohr, Bitte erhören, listig, hinterlistig, aus Not, verzweifelt. Damit passiert, was passieren soll. Von vergifteten Geschenken ganz zu schweigen. Aber diese zwielichtige und dunkle Schenkewelt ist nicht meine Art. Meine Schenkerei kommt aus dem Sonnenland. Habe ich ein gutes Herz beim Schenken? Habe ich.
Ich bin der Chef dieser Lebenswelt Schenken. Ich kann es tun oder es lassen. Ich gehöre nicht dem Schenken, ich gehöre mir. Die Weihnachts-Schenkerei hat schon Lust, mir zu zeigen, wo es langgeht. Da wehre ich mich dann und behalte die Oberhand. Aber ich mach den ganzen Schenkezirkus doch mit. Mach ich das? Ich sag dem Schenkezirkus, dasss er gar kein Zirkus ist, jedenfalls nicht für mich. Wenn ich Weihnachten etwas schenke, dann weil ich das will, ohne Zirkus. Ich muss nichts schenken, ich kann. Und ich werde. Und schmeiß mich frohen Mutes ins weihnachtliche Schenkegetümmel.
Klar, Geschenke werden von mir auch erwartet. Kinder, die in meinem Leben sind, bekommen Geschenke. Erwarten sie das von mir? Schon, irgendwie. Sie wären enttäuscht, wenn zum Geburtstag nichts kommt. Konvention, die mich im Griff hat? Bin ich der Schenkedackel? Na ja, so hoch hänge ich das nicht. Es ist eine schöne Konvention, die ich mitmache. Betonung liegt auf ich: ich mache mit, weil ich das will. Und weil ich Enttäuschungsleid nicht will.
Bin ich ein Geschenk? Tja – jeder ist ein Geschenk des Lebens. So kann man das sehen. Schenkt mir das Leben etwas, einiges, vieles, immer mal wieder was, selten, nie? Fühle ich mich vom Leben/Schicksal/Gott/Universum beschenkt? Nun, ich habe durchaus ein Beschenktseingefühl. Ganz allgemein, fühlt sich gut an. Aus dieser allgemeinen Beschenktseinwohlfühlwelt kommt immer wieder mal Konkretes.
Tausenderlei. Aber solche Geschenke wollen auch erkannt, bemerkt sein. Dann stiften sie Freude in mir. Kleine Geschenke: Abendrot, Nachtigall, Pilzmesser wiedergefunden, Geschäft grad noch offen, gute Grußkarte gefunden. Große Geschenke: Meine Begabungen. Mein Frohsinn. Diese Kinder. Diese Frau. Diese Freunde. Diese Gesundheit. Dieses lange Leben.
Bin ich ein Geschenk? Für andere Menschen? Für Dich? Zur Freude? Zur Unterstützung? Ja,das kommt eben auch vor, da kann ich nichts für. Macht ja nix, ich bin auch gerne ein Geschenk.