Es
kommen immer mal wieder irritierte Anfragen an mich. Dann kläre ich die
Missverständnisse. Jetzt will ich auf unsere Website einen
Abgrenzungstext zu den drei größten Problemen stellen. Hier ist er schon
mal vorab.
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Abgrenzung
Wer
sich zum ersten Mal mit der Amication beschäftigt, kann in
Assoziationsfelder geraten, die befremdlich, irritierend oder auch
abstoßend sind. Drei solcher Missverständnisse sollen hier geklärt
werden. Es geht um die Vermutungen, Amication hätte etwas mit
Vernachlässigung von Kindern, mit Kinderrevolution und mit
Pädophilie zu tun.
Kinder werden nicht
vernachlässigt.
In
unseren Texten ist immer wieder die Rede davon, dass wir Kinder
„nicht erziehen“. Wer einen solchen Satz liest, kann an
Vernachlässigung und antiautoritären Umgang denken.
Doch
unser „nicht erziehen“ bedeutet nicht, dass die Kinder sich
selbst überlassen werden oder dass die Kinder tun können, was sie
wollen. Wir haben mit antiautoritären Positionen nichts zu tun. Wie
alle Eltern sind wir für unsere Kinder da und kümmern uns um sie,
und ein Nein ist ein Nein.
Bei
dem „nicht erziehen“ der Amication geht es um eine spezifische,
hoch ausdifferenzierte Beziehungsform für das Zusammenleben mit
Kindern, fachlich gesprochen um Postpädagogik und die
Rehumanisierung der Pädagogik. Es geht in der Amication um eine
nicht-erzieherische Haltung. Diese amicative Haltung begründet
eine neuartige Verantwortung, die Erwachsene übernehmen.
Was
das bedeutet, ist in den Texten, Wort- und Videobeiträgen der
Website ausführlich in Theorie und Praxis dargestellt.
Kinderrevolution wird
nicht propagiert.
Der
Gedanke politischer Emanzipation junger Menschen tauchte in den
1970er Jahren in der US-Literatur auf, und es entstand das
„Children's Rights Movement“. Die dort geforderten Rechte für
junge Mitbürger fußen auf den Gedanken von Gleichwertigkeit und
Gleichberechtigung.
Wir
sahen damals die Parallele der von uns propagierten
erziehungs-missionsfreien Eltern-Kind-Beziehung zum Children's Rights
Movement. Unser Beziehungsaspekt wurde dort in eine politische
Perspektive utopisch weitergedacht.
1980
wurde dann dementsprechend das Deutsche Kindermanifest von uns
proklamiert, in dem eine Ausgestaltung der Selbstbestimmung,
Gleichberechtigung und politischen Emanzipation des Kindes im Sinne
vollwertiger Bürger- und Menschenrechte vorgenommen wird.
In einer Präambel und 22 Artikeln werden Rechte
aufgeführt, die Kindern zustehen sollten. Diese Rechte sind nicht
hier und jetzt zu realisieren, und dies wird auch nicht gefordert.
Die Rechte des Deutschen Kindermanifests können erst dann
verwirklicht werden, wenn Kinder als gleichberechtigte Mitbürger
angesehen werden.
Im Deutschen Kindermanifest wird die Gleichberechtigung
des Kindes als weite Perspektive gesehen. Es wird von einer Position
der Zukunft her formuliert, was Kindern dann, wenn sie
gleichberechtigt sein sollten, an Rechten zustehen würde.
Doch einigen Rechten könnte man auch heute schon zustimmen.
Zum Beispiel dem Recht des Artikels 14: „Kinder haben das Recht auf
körperliche Unversehrtheit. Es gibt keine Züchtigung.“
Amication propagiert mit dem Deutschen Kindermanifest
keine Kinderrevolution, sondern es wird dazu beigetragen, über die
rechtliche Position von Kindern nachzudenken. Dabei muss jedes Recht
des Deutschen Kindermanifests – wenn es realisiert werden soll – vor Ausnutzung und Missbrauch geschützt werden.
In diesem Zusammenhang wird an Artikel 9 Anstoß genommen: "Kinder haben das Recht, gegen Entgelt zu arbeiten." Oder an Artikel 18: „Kinder haben das Recht, ihr Sexualleben selbst zu
bestimmen und Nachkommen zu zeugen.“ Auch diese Artikel sind aus
der Sicht von Kindern als gleichberechtigten Mitbürgern her
formuliert. Damit das Recht auf Arbeit und auf Sexualität keine
destruktiven Tore für Erwachsene öffnen, sind sie gegen Ausnutzen und
Missbrauch wirkungsvoll abzusichern.
Ausführlich werden Hintergrund und Sinn des Deutschen
Kindermanifests in unserer Schrift „Kinder in der Demokratie“
dargestellt (Website: Medien/Literatur). Auch Einwände und Kritik
werden aufgegriffen und beantwortet.
Verbindung zu
Pädophilie besteht nicht.
Als
Eltern lieben wir unsere Kinder, und dabei gibt es keine
Grenzüberschreitung. Alles, was in Sachen Pädophilie und sexuellem
Missbrauch daherkommt, wird von uns nicht geduldet.
Heute
gibt es eine große Sensibilität hinsichtlich Kindesmissbrauch. Diese
Sensibilität ist wichtig und richtig. Der Ausdruck „Freundschaft
mit Kindern“ kann da irritieren. Was ist damit gemeint und
wie kam es dazu?
Vor
über vierzig Jahren, 1978, im Jahr der Vereinsgründung, wollten wir
unsere nicht-erzieherische Grundposition mit einem positiven Begriff
versehen und suchten einen dazu passenden Namen. Den damals viel
diskutierten Begriff „Antipädagogik“ fanden wir zu plakativ,
nicht kommunikativ und zu verletzend für pädagogisch eingestellte
Menschen.
Die
Werte Achtung, Respekt und Gleichwertigkeit charakterisieren unser
Konzept der Eltern-Kind-Beziehung. Achtung, Respekt und
Gleichwertigkeit sind auch die Grundlage jeder Freundschaft. Wegen
dieser Werteübereinstimmung hielten wir es damals für sinnvoll, den
positiven und konstruktiven Begriff „Freundschaft“ in unsere
Texte und unseren Vereinsnamen einzubeziehen.
Da
wir an der Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehungen arbeiten wollten,
nannten wir den Verein dann „Freundschaft mit Kindern –
Förderkreis e.V.“. Unsere frühen Texte bekamen dementsprechend
das Kennwort und die Überschrift „Freundschaft mit Kindern“.