Aus meinen Vorträgen.
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»Papa, warum wickelst Du mich?«, fragt mich mein Baby. »Was willst Du denn da hören?«, antworte ich. »Na, die Mama von meinem Freund hat gesagt, dass sie wegen der Verantwortung wickelt, die sie für ihn hat.« »Du weißt, dass ich nicht für Dich verantwortlich bin und dass ich Dich nicht aus Verantwortung wickle. Du bist selbstverantwortlich.«
Warum wickle ich? Ich weiß, was passiert, wenn ich nicht wickle. Dann tut der Po weh, nach drei Tagen kommen die Würmer und nach einer Woche ist mein Kind tot. Will ich das? Nein, das will ich nicht. Ich will ein gesundes und fröhliches Kind.
Ich wickle, weil ich mein Kind liebe und weil ich das will. Ich trenne die Verantwortung von der Liebe: »Ich wickle Dich, weil ich Dich liebe, nicht weil ich für Dich verantwortlich bin – das bist Du selbst.«
»Du musst mich also gar nicht wickeln?« »Nein, das muss ich nicht. Niemand kann mir zu Recht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.« »Wenn Du das nicht musst und es nicht tust, dann geht es mir schlecht.« »Das stimmt, und genau das will ich nicht. Ich bin nicht so jemand, der ein Baby leiden oder gar sterben lässt.«
»Habe ich da Glück gehabt?« »Na ja, alle Eltern lieben ihre Kinder und alle wollen sie froh und munter sehen. So sind die Menschen nun mal. Dass es Ausnahmen gibt, ist leider so. Aber mit einem ›Muss‹ kriegt man die auch nicht zum Wickeln.«
Ich kümmere mich um mein Kind, weil ich das will, weil ich das wirklich will. Eltern stehen oft mit dem Rücken zur Wand und können nicht mehr – weil »ich muss doch«. Nein, Sie müssen nicht. Niemand steht über uns und hat das Recht, uns zu zwingen.
Auch Gesetze sind keine Götter, sondern sie wollen von uns akzeptiert und dann befolgt sein. Ich entscheide, ob ich bei Rot an der Ampel stehen bleibe und ob ich Steuern zahle. Was passiert, wenn ich die Regeln nicht einhalte, ist klar. Bußgeld, und ohne Wickeln gibt es kranke Kinder.
Aber sind wir nicht dafür verantwortlich, dass die Kinder da sind? Wir haben sie schließlich gezeugt, »gemacht«. Das sehe ich anders. Können Menschen Leben machen? Nein. Andersrum ist es richtig: das Leben macht uns! Das Leben komponiert und dirigiert! Wir sind Teil des Lebenskreislaufs. Das Leben packt uns und gibt sich durch uns weiter.
Klar, da machen wir schon mit. Wir sind Mitspieler und können immer wieder ja oder nein sagen, aber wir sind nicht der Spielleiter, das Leben wurde vor uns und ohne uns erfunden.
Kein Papa und keine Mama haben ein Baby gemacht, sie sind nicht dafür verantwortlich, dass das Baby da ist. Ist das Baby dann selbst dafür verantwortlich? So kann man das sehen. Oder lässt diese Verantwortung bei Gott, Natur, Universum.