Auf meinen Vorträgen habe ich viele Sprachbilder, hier kommt das Bild von den zwei Planeten.
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Sie (die Zuhörer) sitzen auf der Wolke und erfreuen sich Ihrer Entwicklung, plaudern mit dem Klapperstorch. Nach neun Monaten kommt Petrus und sagt: „Es ist so weit. Morgen ist Eure Geburt.“ „Oh prima!“ Alle Babys freuen sich. „Ich muss noch etwas mit Euch besprechen“, sagt Petrus. „Ich habe zwei verschiedene Planeten zur Auswahl. Ihr könnt Euch aussuchen, wo Ihr hinwollt.“ „Erzähl mal“, sagen die Babys.
„Also", sagt
Petrus, „auf dem einen Planeten gehen die Menschen davon aus, dass
Ihr Euch erst in achtzehn Jahren zu vollwertigen Menschen entwickeln
werdet. Und damit das auch klappt, erziehen sie Euch. Sie fühlen
sich für Euch verantwortlich, für Eure Entwicklung und
Menschwerdung. Sie glauben nicht, dass Ihr schon vollwertige Menschen
und selbstverantwortlich seid.“
Die Babys sind perplex. „Die
meinen im Ernst, dass wir nicht selbst für uns die Verantwortung
tragen können? Dass wir keine selbstverantworlichen Wesen sind? Was
haben wir denn die neun Monate hier gemacht? Ist das ein –
Erziehungsplanet?"
„Auf dem anderen Planeten“,
erzählt Petrus weiter, „gehen die Menschen davon aus, dass Ihr
selbstverantwortliche Wesen seid. Dass Ihr Souveränsein in den neun
Monaten Eurer Entwicklung gelernt habt und als voll ausgebildete
Selbstverantworter auf die Welt kommt. Sie wissen natürlich, dass
Ihr immer nur von Eurem jeweiligen Wissen ausgehen könnt. Dass ihr
Erwachsenenwissen und Euer Babywissen verschieden sind, dürfte wohl
klar sein. Und deswegen wird es vieles geben, wo sie und Ihr zu
unterschiedlichen Einschätzungen und Entscheidungen kommt. Sie
werden bei vielem, was Euch wichtig ist, nicht mitmachen und Euch
daran hindern, es zu tun. Aber sie stellen dabei niemals in Frage,
dass Ihr diese Fähigkeit zur Selbstverantwortung habt, von Anfang
an. Es ist ein Souveränitätsplanet. Ihr könnt entscheiden, auf
welchen Planeten Ihr kommen wollt.“
Ich sitze mit meinen Freunden im Kreis und wir haben Petrus zugehört. „Also, ich will zu dem zweiten Planeten“, sage ich. Alle anderen Babys wollen das auch, niemand will zum Erziehungsplaneten. Wir sind uns einig, dass es voll daneben ist, in einer Erziehungswelt aufzuwachsen. Wir wollen zum Souveränitätsplaneten.
Petrus druckst herum. „Tja, ich habe erwartet, dass Ihr so reagiert. Nur leider gibt es den zweiten Planeten nicht in erreichbarer Nähe. Ihr versteht schon: kulturelle Zeitverschiebung. Den gibt es erst in 100 Jahren wieder. Aber ich habe ein paar Eltern, die das jetzt schon so sehen wie in 100 Jahren. Ich schau mal, wie viele freie Plätze ich habe...“