Montag, 24. Februar 2025

Beim nächsten Mal bin ich schlauer!

 

 

Wir spielten ein spannendes Schreibspiel, mein Enkel Johann (6) und ich. Es wurde mit 7 Würfeln gewürfelt, dann konnten je nach Symbol und Zahl bunte Kästchen auf einer Karte angekreuzt werden. Das war alles nicht so einfach, es gab bei jedem Wurf wirklich viele Möglichkeiten. Wir waren konzentriert und ins Spiel vertieft.

Dann kam sein Bruder Yann (9) vom Fußball nach Hause. Er setze sich neben uns. Ich sah es kommen: er würde sich mit seiner Übersicht und seinem Know-how einmischen. Was er auch tat, und natürlich waren seine Ratschläge richtig. Und natürlich störte uns das, wir beide hatten unsere eigenen Spielzüge im Kopf.

„Du kannst zusehen, aber halt die Klappe. Wir wollen alleine spielen“, war dann auch meine Ansage. Das ging eine halbe Minute gut, dann kam der nächste Tipp. „Halt die Klappe!“. Das half wieder nur eine halbe Minute. „Geh woanders spielen!“ – ich wollte, dass er aus dem Zimmer ging und uns unser Spiel machen ließ. Als er nach fünf Unterbrechungen einfach nicht aufhörte, schleppte ihn sein Vater unter Protest aus dem Raum.

Die gute Stimmung war dahin, wir haben dann auch rasch aufgehört. Abends kam ich ins Nachdenken. Yann sollte Respekt haben vor unserem Wunsch, allein zu spielen, ohne ihn zu spielen. Er sollte respektieren, dass seine Expertise nicht erwünscht war, dass er (so) jetzt nicht erwünscht war. Und das war zu viel für ihn. „Aber das muss er doch einsehen, dass er uns in Ruhe lassen soll.“ Sah er aber nicht ein.

Wie unrealistisch war das denn? Und zwar von mir! Wenn der Regen kommt und ich nicht entsprechend ausgerüstet bin: dann soll er wegbleiben? „Du bist jetzt nicht erwünscht!“ Ja, morgen kann es wieder regnen, ich habe nichts gegen Regen, er ist wichtig und ich schätze ihn. Aber nicht jetzt. Jetzt soll er gehen. Tut er aber nicht. Er sieht es nicht ein, sieht es einfach nicht ein.

Aber ein Kind ist kein Ding wie Regen. Ein Kind ist ein Mensch, und Menschen können etwas einsehen, Respekt und Achtung vor den Wünsche anderer aufbringen. Mein Vergleich passt nicht. Passt nicht?

Wenn ich zu zweit spielen will und ein Dritter kommt dazu – dann kommt er mit allem, was er ist. Und dieses Kind, das dazu kam, war in dieser Situation ein Ich-mach-mit-Kind. Kein Ich-sehe-nur- zu-Kind. Ich habe diese Realität nicht gesehen, nicht geachtet. Was ich ja auch nicht muss. Was ich aber auch kann, könnte. Ich hätte ich den Nachmittagsfrieden herbeizaubern können: „Dann machst Du halt mit“.

Wie immer habe ich es in der Hand, wie mein Weg weitergehen soll. Ich muss ja bei Regen nicht ohne Anorak losgehen. So dumm werde ich nicht sein. Heute war ich so dumm. Das nehme ich mir nicht übel, aber beim nächsten Mal bin ich schlauer. Und wie gut, dass Yann es mir nicht übel nahm!