"Die süßen Glaser unseres Herzens" ist die Fortsetzung meines Posts vom 22.10. "Honig, pures Glück"
„Hast
Du genascht?“ Das Honigglas steht auf dem Tisch vor mir, es ist
offen, der Deckel liegt auf dem Tisch. Der Finger, der eben noch süß
im Mund war, ist blitzschnell verborgen in der anderen Hand. Ich bin
gelähmt, erstarrt. Die Sonne, das Licht, die Bienen, der Garten
draußen mit all den Blumen und den Düften, die klangvolle
Sommerwelt: aus. Eine dunkle Wolke dringt von der Stimme hinter mir
in die Küche.
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Wenn
wir unsre Geheimnisse, unsere Heiligkeiten, unseren Honig und unsere
Rosenwelten leben – wie wird das Echo sein, das da kommt, kommen
kann, kommen könnte? Gibt es dunklen Donner oder lichtes Mitsein?
Was gebe ich von mir preis, was vertraue ich an: den Menschen um mich herum? Erzähle ich von meiner Liebe? Von meinen geheimen Entschlüssen? Von meinen erkundenden Gedanken? Von meinen aufsteigenden Melodien? Von meinem Naschen am Lebensglück?
„Teil
mit mir meinen Frieden.“ So voll ist mein Herz. So viel Freude und
Glück ist in mir. „Willst du auch“ - teilhaben an dem, was mir
geschenkt wird? In Deinen Augen sehe ich den Glanz meiner Augen. Und
Du spürst, wie süß der Honig ist.
Wir
haben früh gelernt, wie das mit dem Anvertrauen der Honigwelten ist.
Wir gehen vorsichtig durch die Welt und durchs Leben. Wir wissen, wen
wir mitnehmen können. Und vor wem wir auf der Hut sein sollten. Und
oft folgen wir lieber dem Mißtrauenspfad, als dass wir uns den Honig
verbittern und die Rosenwelt verwüsten lassen. Und verstecken die
süßen Gläser unseres Herzens. Doch ab und zu geschieht auch das
Wunder, dass der andere nicht dunkel ist, sondern hell und liebevoll,
und ich kann davon erzählen, wie viel Glück und Licht in mir ist.
Ein
jeder kennt da sein eigenes Maß, und wo der eine ganz vorsichtig
ist, ist der andere robust. Was erzählen Kinder noch ihren Eltern,
was erzählen sich noch die Partner? Wie gefährlich ist das
Mich-Zeigen ? Für meinen Frieden? Wo der eine ganz ins Versteck
geflohen ist, hat der andere ein überströmendes Herz und gerät
immer wieder in Gefahr.
Vielleicht
können wir ab und zu innehalten, wenn wir die Kinder beim
Honigschlecken überraschen, und uns zurückziehen, die Küchentür
leise schließen, überwältigt von ihrem Glück in Resonanz geraten.
Vielleicht
können wir Rosen schenken, wenn wir ein süßes Seelengeheimnis aus
der Erwachsenenwelt mitbekommen. Zeuge werden ohne Dunkelwolken zu
verbreiten, so angebracht sie auch sein mögen. Die Dunkeltür leise
schließen, überwältigt vom Glück des anderen in Resonanz geraten
Die
Achtsamkeit im Zusammensein mit den anderen und ihren Heiligkeiten,
mit den Kindern oder mit dem Partner, will immer wieder neu bedacht
werden. Es ist ein so weites Feld.