"Wenn ich schon tun muss, was meine Eltern wollen..."
Gleiche Augenhöhe geht über das Wie der Beziehung. Es geht um die seelische Botschaft. Das Durchsetzen auf der Handlungsebene wird deswegen nicht abgetan. Gelingt das sanft oder hart, freundlich oder unfreundlich, flexibel oder starr? Es geht ausdrücklich nicht um antiautoritäres Zurückweichen. Was muss, das muss. Das kann sanft oder hart passieren. Darüber hinaus kommt dann die seelische Frage nach der gleichen Augenhöhe.
Wenn ich mich schon durchsetze: Ich muss mich dabei nicht noch innerlich über das Kind stellen. "Du setzt Dich durch", fühlt dann das Kind, "aber Du stellst Dich nicht über mich." Zum Verstehen hilft das Bild vom Bruder Büffel, den der Indianer erlegt. "Du tötest mich", sagt der Büffel, "aber Du stellst Dich nicht über mich. Ein Weißer schießt mich ab und meint, er sei wertoller als ich." Wie sind Eltern im Kinderzimmer unterwegs, wenn sie sich durchsetzen? Man kann sich den Indianer zum Vorbild nehmen.
Aber macht das für das Kind überhaupt einen Unterschied? Wenn es am Ende doch tun muß, was die Eltern wollen? Um im Bild zu bleiben: "Wenn ich schon getötet werden muß", sagt der Büffel, "dann lieber von einem Menschen, der meine Würde sieht und sich innerlich nicht über mich stellt. Ich möchte nicht zu meiner Niederlage noch obendrein erleben, dass ich nicht so wertoll sein soll wie der, der mich besiegt. Ich wünsche mir, dass der Jäger mich als gleichwertig erkennt, mich auf gleicher Augenhöhe sieht. Denn das Universum hat uns alle mit einer Würdekrone ausgestattet." Kinder sind genauso unterwegs: "Wenn ich schon tun muss, was meine Eltern wollen ..."