Montag, 3. Juli 2017

Fehler machen? Geht nicht!



















Wenn jemand einen Fehler macht, so bedeutet das, dass er nicht 
so gut war, wie er aber hätte sein können oder sollen. Dann tauchen 
Rechtfertigungsüberlegungen auf. Eingeständnisse werden gemacht. 
Die dunkle Wolke Schuldgefühl zieht auf. Und fordernd scheint der 
helle Stern Gutsein, hinter dem man endlos herläuft. Doch in der 
Amication ist alles anders:

Ein jeder ist für sich selbst verantwortlich. Für sein Leben, dieses 
sein Leben. Wenn man etwas tut, dann aus Verantwortung für sich, 
aus seinem jeweiligen Sosein. So, wie man gerade ist, denkt, fühlt 
– handelt man. Im Moment des Tuns, in der aktuellen Gegenwart, 
gilt jeder einzelne Sinn. Das ist nicht richtig, das ist nicht falsch. Es 
ist.

Wenn dann jemand dazu sagt, das sei ein Fehler – dann redet er 
eine fremde Sprache. Er schaut auf Einsichten, Normen, Daten, 
die er kennt, und daran misst er den anderen. Das ist dann für ihn 
wichtig – aber mit dem anderen hat das nichts zu tun.

In der Amication achtet ein jeder seine Gegenwart, sich, seinen 
aktuellen Sinn so sehr, dass er ihn – diesen Sinn, der in ihm lebt – 
nicht im Nachhinein eines Fehlers bezichtigt. Der Sinn, der einen 
jeden handeln lässt, ist dann, wenn er geschieht, fehlerlos. Besser: 
Jenseits von richtig und falsch, weder richtig noch falsch. Er ist.

Man kommt nicht auf die Idee, seiner Vergangenheit Vorhaltungen 
zu machen. »Hättest Du aber doch ...« – dies ist fremd. »Hab ich
aber nicht« ist die Antwort. Ruhig, kraftvoll, überzeugt. »Hab ich 
aber nicht.«

In der Amication gilt also: Niemand macht wirklich (existentiell 
gesehen) einen Fehler – man kann gar keinen machen. So, wie 
man auch nichts richtig machen kann. Was jemand macht, findet 
statt, sinnvoll, verantwortet vor sich: »Ich bin, ich lebe, und nicht 
an objektiven Kriterien zu messen.« Wohl an subjektiven: an den 
eigenen, an den fremden. Aber diese haben keine Macht über die 
Vergangenheit, über die Achtung vor sich selbst. »Du magst mich 
finden wie Du willst – ich aber bin.«

Ein jeder kann jetzt anders handeln als eben. Jederzeit. Aber das 
Eben wird dadurch nicht zum Fehler. Und das Jetzt nicht zum Rich-
tigen. Man kann sich verändern ohne den Hintergrund und die Welt,
die um den »Fehler« herum sind.