Die Schaukel ist beschmiert. Mit Matsch
und Lehm. Linus und Friedrich, beide 6, haben sich darüber
hergemacht. Die anderen Kinder sind nicht begeistert. Ich auch nicht.
Wir sind auf dem Sommer-Camp. Wieso hat
das keiner verhindert? Einige Erwachsene haben das doch gesehen! Wir
besprechen abends die Szene – und dann werde ich nachdenklich.
Es gibt bei so etwas wie der
beschmierten Schaukel zu wenig Raum für freundliche Reaktionen,
nachsichtiges Begleiten, humorvolles Lächeln. Es gibt diesen Raum
schon in uns, aber seine Tür ist sehr verborgen. Das Offensichtliche
drängt sich vor und ist sofort da: „Was soll das ?“ „So ein
Unsinn!“ Ablehnung Abstufung, Korrektur. Mit zugehörigem Druck:
falsch, schlecht, unmöglich.
Wenn die Kinder den Tag unterwegs sind,
hinterlassen sie immer ihre Spuren. Chaotische Zimmer, klatschnasse
Pullover, saudreckige Stiefel. Aber es sind Zimmer! Pullover!
Stiefel! „Chaotisch“, „klatschnass“, „saudreckig“ sind
die Blicke aus dem Ablehnungsraum. Schnell zur Hand, aber eben nicht
die einzige Sicht der Dinge. Das Zimmer, der Pullover, die Stiefel:
sie erzählen so viel. Von der Energie, Freude, dem Weg und dem Leben
der Kinder. Warum sehe ich das nicht?
Ich sehe es ja. Jetzt, beim Nachdenken.
Im Alltagsbetrieb sehen wir das weniger. Fixiert, gebannt,
festgenagelt auf das Szenario „Unangenehm“. Dies ist in uns
gefahren, über uns gekommen, gelernt: als wir Kinder waren und die
Reaktionen und Kommentare der Großen erlebten, zu unserem Gang durch
den Tag. Wir machen das jetzt nach, als Große. Nur: dass es nicht
gut tut. Mir nicht und den Kindern nicht. Und: dass ich das bemerken
kann. Und: diesen Raum verlassen kann.
Die rote Ampel. Die vergessene
Bescheinigung. Das Brot ausverkauft. Endlos. Ärger anziehend wie
Kuhfladen die Fliegen. Automatisch. Und genau da denke ich jetzt
dazwischen: Ich muss diesen Automatismus ins Unangenehme nicht in mir
stattfinden lassen. Kann ich – muss ich aber nicht. Ich bin der
Chef – wie immer. Ja: rot, vergessen, ausverkauft. Was ist dabei?
Pause, nochmal von vorn, Haferflocken. Ich muss mich doch nicht aus
meiner Freude drängen lassen.
Matsch auf der Schaukel? Meine Güte –
Problem? Wasser, Eimer, Bürste, eine kleine ungeplante Unterbrechung
der Alltagskramerei. Eine geschenkte Zeit. Zum Nachsinnen,
Haltmachen, Sonne und Sommerwolken genießen. Und vielleicht helfen
die Kinder ja. Wir sind so ungewohnt, positiv zu reagieren. Generell!
In die Freude zu gehen. In der Freude zu bleiben. Die Freude
auszukosten. Wir mögen dies nicht und tun es als Schönreden ab. Das
Abtun ist ja nicht verboten. Nur: schmeckt das?
Nein, es schmeckt nicht! Warum sollte
ich ekliges Zeug essen? Warum eigentlich interpretieren wir so eklig?
Sind wir eklig geworden? Die Blicke von Linus und Friedrich nach
meinem Blick waren eindeutig. Ich war angematscht wie die Schaukel.
Jetzt nehme ich meine Zauberei und der dreckige Ekel verschwindet.
Heile Welt lässt sich immer hervorholen. Generell! Fragt sich, ob
man das sieht und den Mut dazu hat. Denn so etwas ist mit Bann
belegt. Bann aus der Kindheit, aus dem Modus des Schlechtredens und
Schimpfens. Das lasse ich hinter mir, jetzt, beim Besprechen mit den
anderen. Halte ihrer Verblüffung stand und empfehle mehr davon. Mehr
von dieser Heilen Welt. Mehr Sonne und Sommerwolken.