Der Text ist wieder aus meiner Schatzkiste. Ich finde meine Sprache von damals etwas ungelenk, aber ich setz den Text mal so rein, wie er ist und wie er kam. Mir geht durch den Kopf, dass es vielleicht etwas unverfroren ist, solche Gedanken heutzutage zu haben - angesichts des ganzen Chaos ringsum. Die Wichtigkeiten in meiner eigenen kleinen Welt wollen aber auch gesehen und gehegt und gepflegt werden, das übersehe ich nicht. Ich bin heute Nachmittag gejoggt, Wald, grauer Himmel, Nieselregen, Weihnachten. War ich da glücklich? Bin ich es jetzt, hier beim Schreiben, mitten in der Nacht? Wenn ich so in die Tiefe gehe, kommt ein "schon, doch, klar". Kein Aber. Also: Frag ich mal nach.
*
"Bist Du glücklich?"
Einmal ganz abgesehen davon, was das denn sein
soll: „glücklich sein“ – irgendetwas Sinnvolles wird da jeder
parat haben. Aber die Frage! Sie trifft mich. Sie hält mich an. Sie
geht in die Tiefe. Sie dringt vor zum anderen als Person. Wann fragen
wir den anderen? Fragen wir unsere Kinder, ob sie glücklich sind?
Kann man Kinder überhaupt so etwas fragen? Welche Antwort könnte es
da schon geben? Es wird wahrscheinlich etwas seltsam werden, das
Gespräch. Wichtiger ist, dass wir uns diese Frage an unsere Kinder
selbst vorlegen, im Stillen fragen: Ist dieser Mensch da vor mir
glücklich? Mit seinen 2, 4, 6, 8, 10 ... Jahren?
Mit einer solchen Bereitschaft zum anderen sehen,
der stillen Frage nach seiner Zufriedenheit, seinem Wohlbefinden,
seinem Glück. Die Verwobenheit mit dem Glück des anderen zerrinnt
leicht, geht unter im Alltag. Man kann diese Frage aber immer mal
wieder hervorzotteln, den Blick zum anderen auf einmal ganz
konzentriert werden lassen, ihm nah sein und diese Frage an ihn in
sich selbst spüren.
Bin ich glücklich? Die Frage nach dem
Glücklichsein geht auch an mich. Selbstliebe läßt diese Frage zu
und geht auf mich zu. „Bist Du glücklich?“ frage ich mich, und
allein das Kümmern um mich selbst, das in dieser Frage lebt, ist
Kraft und Wärme. Das Kümmern um mich selbst spüren und willkommen
heißen. Und dabei wie durch Zauberei merken, dass diese
Frage nach innen, an mich, auch nach außen geht, mich zu Dir
hinsehen läßt und Dich fragen läßt: „Bist du glücklich?“
Bist Du glücklich? Wenn wir uns verlieben, stellt
sich diese Frage nicht wirklich. Sie ist überflüssig, weil wir
glücklich sind und dies auch von der geliebten Frau und dem
geliebten Mann als ihre Wahrheit erfahren. Aber das Glücklichsein
mit dem Partner und das Glücklichsein des Partners ist ein feines
und zerbrechliches Gebilde. Doch die Bereitschaft, die Offenheit für
ihr und für sein Glück hilft gegen das Zerrinnen. Also frage ich
nach Deinem Glücklichsein, nach Dir. Es macht bei den Erwachsenen
Sinn, wirklich zu fragen und die Antwort des Partners zu hören und
zu spüren und zu fühlen. Das hat eine eigene Dynamik. Es kann helfen und
heilen. Und Mut machen, dann das zu tun, was zu tun ist.