Fortsetzung vom 9.12.2024
"Du bist für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast." Es
geht im Buch "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry um die
Rose, und der Fuchs sagt dem Kleinen Prinzen diesen Satz. Den er sich
merken will.
Wenn ich mit etwas oder mit jemandem zu tun habe - entsteht daraus eine
Verantwortung? Der Satz aus dem Buch von Saint-Exupéry ist mir neulich
wieder begegnet. Ich kenne ihn, und ich erlebe dabei ein süßes Gift.
*
Ich will mich kümmern und da sein, sorgen und hegen, wickeln und gießen.
Weil ich das will, weil es meinen Werten entspricht, weil ich so Leid
vermindern und Freude bereiten kann. Immer gemessen an dem, wie ich es
einschätze. Da erhebt sich nichts über den andern. Das ist dabei auch
nicht kraftlos oder unsicher, das kommt durchaus auch resolut und
ungefragt daher. Aber der ganze Sound ist der von Gleich zu Gleich. Bei
Saint-Exupéry klingt das für mich gänzlich anders.
Die ganze Verantwortungsthematik wird auf meinen Veranstaltungen immer
wieder zum Problem. Wer verankert (sprich: gefangen) ist im (durchaus
auch gutgemeinten) Oben-Unten hat keinen leichten Zugang zu meinem
GleichzuGleich, in dem ich verankert bin und das genauso gut gemeint
ist. Das einem Oben-Unten-Menschen nahezubringen, klar zu machen - immer
wieder schwer bis unmöglich. Aber wer die befreiende Freude des
GleichzuGleich einmal schmeckt oder wieder schmeckt, dem kann ich dabei
helfen, sich diese Welt der Gleichwertigkeit zu erschließen.
"Du bist für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast" - der
Satz stimmt für mich nicht, weil der zweite Teil für mich nicht
funktioniert: weil niemand sich etwas vertraut machen kann, wenn er im
Land des GleichzuGleich lebt. Da macht man sich nichts vertraut, was
heißt: macht niemandem von sich abhängig und untertan (um ihn dann als
Guter zu bedienen, als Böser auszubeuten). Ich mache mir nichts vertraut. Wiewohl Du mir vertraut bist und ich Dir vertraut bin, und wir im Vertrauen miteinander unterwegs sind.
Ich verlasse nicht Vertrauen, Öffnen, Sichhingeben. Es geht für mich
eben nur so: Du vertraust Dich mir an, ich vertrau mich Dir an. Klare
und andere Zuständigkeiten als beim Fuchs. Der Fuchs legt dem Kleinen
Prinzen eine Pflicht nahe, welche die Rose entmündigt. So spricht ein
Herrscher, kein Gleichwertiger. Ich hingegen schwinge mit Dir im
GleichzuGleich.
"Du kannst Dich um Deine Rose kümmern, wenn Du sie liebst und wenn sie
sich Dir anvertraut. Du bist nicht für sie verantwortlich - das ist sie
selbst. Du bist für Dich verantwortlich."
Willst Du sie gießen? Dann tu es. Wenn Du sie nicht gießt, stirbt sie.
Willst du das? Wer bist Du? Wer bin ich - wer will ich sein? Was sind
meine Werte? Dem folge ich auch im Zusammensein mit Dir. Nicht aus
Verantwortung, sondern aus Liebe.