Donnerstag, 14. Juni 2018

Kinderforschung: Bericht (4) - Die zwei Codes








In unregelmäßigen Abständen poste ich Texte aus meiner 
Dissertation, meiner "Kinderforschung".
(Die Schriftbilder bei der Übertragung vom
Original in den Blog bekomme ich grade nicht
gut hin.)


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Sie sind irgendwie zu Hause, sie kennen sich aus. Alles hat seinen Sinn, alles ist verstehbar, alles hat seine bestimmte Bedeutung. Es gibt unter ihnen einen Konsens, was das für Bedeutungen sind. Es ist das Wissen und das Verstehen der gleichen Sprache, das Le­ben im gleichen Land, in der gleichen Kultur.


                "Was bedeutet das für Dich?"     - dies ist eine meiner Einstellungen gewesen, wenn ich mit ihnen zusammen war. Jeder Mensch weiß, was dies und das für ihn bedeutet. Wenn er es auch mal nicht versteht und Angst davor hat - aber die Bedeutung, der Sinn (der auch den Nicht-Sinn mit einschließt) ist gegeben. Man kann sich der Bedeu­tung nicht entziehen.

   Erwachsene haben ein System, leben in einem System, in dem die Bedeutungen der anderen Erwachsenen erfassbar sind - auf breiter Front. So, dass der andere einem nicht wie ein Marsmensch vorkommt. Bei einem Angehörigen eines von der Zivilisa­tion unentdeckten Urwaldstammes hätten wir da unsere Schwierigkei­ten. Aber: Wo gibt es das auf der Welt? Wir sind längst eine uni­versale Gemeinde. Erwachsene sprechen da einen Code,der sicher ist und das Gefühl bringt, "Von gleicher Art" zu sein.


   Zunächst gibt es den Grown-Up-Code, den wir alle kennen, der unsere Basis ist.


   Nun, es gibt dann neben diesem Code noch den anderen, der ganz genauso universal verbreitet ist und die gleiche Funktion hat: Der Young-People-Code.


    Ich habe eine ganze Menge zu diesem Phänomen der verschiedenen Codes - oder wie immer man das ausdrücken will - aufgeschrieben. Es war faszinierend. Und ich habe dabei mit einem Gegner zu tun gehabt, der mich hat zögern lassen, diese Verschiedenartigkeit zu konstatieren:
   Es gibt so eine "progressive Einstellung", die sich gegen die Einteilung in Erwachsenenwelt und Kinderwelt wehrt, weil Kinder dabei in ein Niedlichkeitsghetto abgeschoben werden, weil den Kindern dadurch abgesprochen wird, wie die Erwachsenen Bela­stungen, Rechte usw. zu haben. "Kinder leben in ihrer eigenen Welt"    _  das ist irre missbraucht worden, um zu ignorieren, zu herr­schen. Mit der Folge einer auf dieser Einteilung basierenden Ver­niedlichungs-Unterdrückungs-Kommunikation, die die Jungen Menschen völlig verfehlt. Da gehe ich mit dieser neuen Einstellung ja kon­form - DIESE Kinderwelt ist Quatsch. Aber (und hier liegt mein Un­terschied): Trotzdem bin ich auf die andere Art zu leben gestoßen, auf diesen anderen Code.


Fortsetzung folgt (unregelmäßig)