Dienstag, 15. Mai 2018

Worüber geht Ihr Vortrag, Herr von Schoenebeck?






























Bevor es zu einem Vortragsabend mit mir kommt, werde ich heute vom Veranstalter eingeladen. Man will mich erst einmal kennenlernen. Ich kann kurz sagen, um was es mir geht. Also:

Wenn wir mit Kindern zu tun haben, sehen wir sie mit den Augen unserer Welt. Was ist das für eine Welt? Tausend Facetten. Mir geht es um eine spezifische Hintergrundmusik, ein Hintergrundrauschen, eine Grundmelodie. Um etwas, das in jedem Handeln und Denken, Reden und Schweigen dabei ist, wenn wir mit den Kindern zu tun haben.

Und da gibt es zwei unterschiedliche Szenarien. Die geläufige Hintergrundsicht lässt sich mit dem Fachausdruck "Homo educandus" beschreiben. Hier sind wir Erwachsene, die Kinder erziehen und sie darin unterstützen, selbstverantwortliche Menschen zu werden. Wir helfen den Kindern, dass sie - ja, irgendwie "richtige" Menschen werden, gelingen. Wir sind letztlich für ihre Entwicklung verantwortlich. Und oft kommt von uns so etwaswie "Sieh das ein - ich habe recht".

Die Hintergrundsicht, für die ich einstehe und die ich in dem Vortrag vorstelle, ist eine andere."Homo ichbinschoneinvollwertigerMensch". Jeder junge Mensch hat seine eigene (und alters/erfahrungs/wahrnehmungs) Welt. Natürlich unterscheidet sie sich von meiner Erwachsenenwelt. Diese Welten begegnen sich. Und ich sehe das so, dass meine Weltsicht nicht über der Weltsicht/Weltwahrnehmung/Weltdeutung der Kinder steht. Ich habe Respekt vor ihrer Sicht, ich bin nicht ihr Missionar, ich bin nicht für ihre Menschwerdung verantwortlich. Ich sehe die Würdekrone eines Souveräns auf dem Kopf jedes jungen Menschen, so wie jeder Mensch (egal wir alt) diese Krone sein Leben lang aufhat. Und sie nicht erst - wie in der pädagogischen Welt - mit achtzehn Jahren bekommt.

Aus mir schwingt nicht heraus, dass ich mehr Recht habe, dass ich der Bessere bin, dass die Kinder einsehen müssen, was ich für richtig halte. Aus mir schwingen mein Wissen und meine Werte ohne Drüberstellen/Besserwisserei/Formungsauftrag. Mein Wissen und meine Werte zeige ich und für sie trete ich ein. Ich bin klar erkennbar und Orientierung.

Es wird sich zeigen, ob ich Kinder tun (tun!) lasse, was sie sich so vorstellen. Wenn ich nein sage und unterbinde, was sie wollen (und das geschieht oft und da bin ich nicht zimperlich), dann ist das ein klares Oben (ich) und unten (Kind) - auf der Handlungseben. Auf der psychologischen Ebene fühle ich mich den Kindern nicht überlegen, ich bin da gleichwertig unterwegs.

Dies alles ist von anderer Qualität als wenn man Kinder erzieht. Meine Kinder werden in einer anderen Welt groß als in einer pädagogischen Welt, in der auch das psychologische Oben (Erwachsener) - Unten (Kind) gilt. Auf meinem Vortrag erzähle ich von dieser Welt und ihrer besonderen Musik. Viele werden nachdenklich, haben so etwas noch nie gehört und sind dankbar, dies einmal gezeigt zu bekommen. Und nach meinem Vortrag kommen wir darüber ins Gespräch. Oft wird gefragt, wie das denn alles in der Praxis funktionieren soll. Das erklär ich dann. So wird
es ein Abend mit vielen neuen Impulsen.