Freitag, 24. November 2017

"Was machen Sie da?"























"Was machen Sie da?" Ich bin im Dunkeln mit den Kindern
zum Geocachen unterwegs. Wir suchen eine versteckte Dose
mit Hilfe von Koordinaten. Es ist ein Internetspiel, das draußen
umgesetzt wird. Wir suchen also, diesmal im Bürgerpark. Der
Wachdienst hat uns erspät, kommt heran: "Was machen Sie da?"

Das ist schon eine seltsame Anmutung. Streck ich dem Mann
des Wachdiensts die Zunge raus? Was hat der mich zu fragen,
uns im Spiel zu stören? Die Antwort "Wer sind Sie denn?" und
"Was geht Sie das an?" kommt hoch, aber ich stopf sie wieder
runter. Ich erklär ihm freundlich, was wir hier tun. Er hört zu,
seine Harschheit verfliegt, "Dann viel Erfolg." Wir sollen den
Park verlassen, er hat schon geschlossen.

Wie oft fragen wir die Kinder, was sie da machen? Oft. Wie
übergriffig ist das eigentlich? Wie kommen sich die Kinder
vor? Ertappt? Überprüft? Geht uns das etwas an, was ein
Kind macht? Wir sind da in einer Selbstvertändlichkeit
unterwegs. Wir bekommen mit, was die Kinder machen.
Und wir fragen nach. Einfach und ungefragt.

Ich denke über die Balance nach, die so eine Fragerei und
Ausfragerei in sich tragen. Big Brother oder Ausdruck unserer
Liebe? Die Kinder sollen nicht zu Schaden kommen. Die
Dinge, mit denen sich die Kinder beschäftigen, sollen nicht
zu Schaden kommen. Die Familienregeln sollen auch nicht
zu Schaden kommen. Die moralischen und gesellschaftlichen
Benimme auch nicht. O lala. Was es da nicht alles zu zer-
deppern gibt. Was es da nicht alles aufzupassen gibt.

Muss ich Auskunft geben, wenn mich jemand fragt, was ich
mache, was ich da mache? Muss ich nicht. Müssen die
Kinder das? Tja - irgendwie schon. "Zeig her", "Mach den
Mund auf", "Was hast Du da?", "Wohin willst Du?" Und
so weiter und so fort. Wem gehören die Kinder, ihr Tun
und Lassen? Ab wann wird es unfreundlich und unerfreu-
lich mit unserer Einmischung?

Der Wachdienst stößt mich auf dieses Thema. Gibt mir
zu denken. "Was machst Du da?" will sensibel gehändelt
werden. Ich bin nachdenklich. Die harschen Töne nehme
ich dem Wachmann nicht übel. Er hat mir eine Tür gezeigt,
die mit ihrer Wucht im Dunkel liegt. Und die ich jetzt sehe
und mit neuer Vorsicht öffnen oder einfach geschlossen
lassen kann. Danke, Wachdienst.