Heut Nachmittag bin ich im Schnee gejoggt. Pastellfarben am Himmel, klarer Kaltwind, Bussard und Gänse rufen. Harmonie. Läßt sich hier draußen immer finden, findet mich. Ich komme entspannt nach Hause, denk an den Blog. Ich suche in meiner Schatzkiste. Harmonie? Halte Ausschau nach einer ganz anderen und doch verwandten Thematik. Dann finde ich eine Tiefensituation aus einer Gruppensitzung. Leid, Ausweglosigkeit, Erinnerung. Und dann doch wieder eine Lichtreise. Ist länger her, doch ich erzähl jetzt mal.
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„Ich will da nicht wieder reinrutschen, in diese destruktive Aggressivität.“ Rosa erzählt in der Gruppe von Problemen in ihrer neuen Partnerschaft, und dass sie es diesmal anders machen will. Destruktive Anmache, geht mir durch den Kopf: Schimpfen. Unzählige Male als Kind selbst erlebt, damals. Als Grundmuster bei Konflikten. So was wird übernommen, hat überlebt, vergiftet weiter, auch die Partnerschaften.
Während Rosa weiter erzählt, höre
ich in mich. Weit zurück. Es war einfach unfassbar, unvorstellbar,
unwortbar. Wenn meine Großen schimpften, mit Wucht ihren Ärger über
mich gossen, eben in destruktiver Aggressivität. Dann sah ich vor
mich hin, den Kopf gesenkt, versteinert, gebannt. Keine Bewegung. Es
gab auch nichts zu sagen. Nur hinzunehmen, umtost von
Widerwärtigkeit. Es tat nicht einmal weh, es war nur schrecklich.
Wie reagiert wohl Rosas Partner? Wie
reagiert man im abgeglittenen Streitfall? Wie hätte ich als Kind
reagieren können? Ich betrete das Streitzimmer, den Raum, wo einer
jetzt nicht mehr zu bremsen ist. Ich betrete also das Streitzimmer
und wende mich dem versteinerten Kind zu. Ich bin ein Dritter im
Raum. „Nimm es Deiner Mutter nicht übel. Sie kann gerade nicht
anders. Du wirst geliebt. Von mir. Vom Leben. Nachher auch wieder von
Deiner Mutter. Lass den Glauben bei Dir, den Glauben an Dich selbst.“
Ich sehe das Kind an, lege meinen Arm um seine Schultern - und es
gewinnt die Kraft zurück, aufzuschauen, mich anzusehen. Sich zu
bewegen. Die Verhexung abzustreifen. Sich selbst wieder willkommen zu
sein. Die Würde. Die Größe. Die Liebe.
„Du musst es ihr nicht übel nehmen.
Du kannst auch für sie, wenn sie so ist, Platz in Deinem Haus
haben.“ Können wir das? Gab es diese konstruktiven Botschaften
damals? Diese guten Botschafter? Im Streitzimmer liegt das ganze
Arsenal der „angemessenen“ Antworten parat. Es schillert nur so
von Destruktivitätsenergie. Ich will das nicht und halte dagegen:
„Du kannst sie willkommen heißen,
wenn sie so über Dich herfällt. Das ist nicht verboten. Sie
willkommen heißen, den Überfall nicht.“ „Kann man das trennen?“
„Ist auch nicht verboten.“
Liebe ist immer mutig und auch listig.
Nichts zwingt uns wirklich zum Hass.
Rosas neuer Partner könnte sagen:
„Wenn sie so drauf ist - in mir ist unendlicher Platz für sie,
auch für sowas. Ich liebe sie doch. Das geht schon wieder. Und das
wird schon wieder. Und was sie aufregt, besprechen wir dann.“ Ich
kehre voller Magie der Zuversicht in die Gruppe zurück. Ich werde
Rosa und den anderen von dieser Reise erzählen.