Montag, 23. Juni 2025

Nur: dass wir eben nichts müssen!

 


Gesprächsrunde mit sieben Müttern. Eine Mutter sagt: "Ich mach so viel falsch. Ich krieg es oft einfach nicht hin. Und ich kann mich dann nicht leiden." Sie sieht zu ihrer Freundin: "Du machst alles richtig!". Die lacht und sieht das anders.

Tja. Meinen Vortrag habe ich gehalten. Wie das so ist mit der Erziehungsfreiheit, der Souveränität, dem Sich-Selbst-Gehören. Und: dass man keinen wirklichen Fehler machen kann, weil letztlich niemand der Oberschiedsrichter ist.

Verpufft. "Ich mache so viel falsch.“ Sie will ihre Fehler erkennen, daran arbeiten, eine bessere Mutter werden. Es schwingt mit, was sie alles muss, besser: müsste.

"Sie müssen gar nichts", sage ich. Nicht in diesem Sinne. Ich erkläre, wie ich das meine. "Sie müssen nicht einmal leben. Sie wollen." Belehre ich sie? Als Besserwisser? Was soll das bringen, ihr den Unterschied von "müssen" und "müssen" klar zu machen?

"Sie müssen nicht tanken. Niemand muss Autofahren. Jeder kann laufen." Es geht um dieses Müssen. "Aber wenn sie Autofahren wollen, müssen sie tanken." Das andere Müssen. Über das wir selbst befinden, das uns nicht im Griff hat.

Sie ist da aber fest im Griff. Sie muss ihre Fehler erkennen und eine gute Mutter werden. Ich erzähle hin und her, dies und das. Rote Ampel, Steuern zahlen, Kinder wickeln: Wir müssen da gar nichts. Wir wollen. Konsequenzen, wenn wir nicht tun, was wir müssen, sind bekannt. Nur: dass wir eben nicht müssen!

Die anderen hören zu. Noch habe ich das Gefühl, dass ich sie nicht bedränge. Ich bin sehr deutlich. Kämpfe ich um dieses Kind vor mir? Gegen die Dämonen unserer Kindheit? Zeige ich ihr ihre Würdekrone? "Sie gehören sich selbst." Und ich zeige ihr dieses Tor zu der anderen Welt: "Sie können sich lieben, so wie Sie sind. Sie sind die Schönste im ganzen Land – frisch gelogen, trotzdem wahr! Sie können sich in Ruhe lassen, müssen sich nichts übelnehmen."

Es gibt dann diesen Moment, wo sie wirklich zuhört. In Resonanz gerät zu meinem Wortschwall. Wo ihr "Aber ich muss doch" leiser wird. Wo sie in den kindlichen Blick fällt.

"Macht ja auch nichts, wenn Sie sich blöd finden. Es gibt keinen Zwang, sich zu mögen. Es ist nur eine Möglichkeit, mit sich umzugehen. Schönreden statt Schlechtreden."

Beim Verabschieden gibt sie mir die Hand. "Wird schon", sage ich. "Danke", sagt sie.