Donnerstag, 8. März 2018

Kinderforschung: Bericht (1)












In unregelmäßigen Abständen poste ich Texte aus meiner Dissertation, meiner "Kinderforschung". Hier etwas zum Forschungsbericht.

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Vorbemerkung

Der Bericht fußt auf 2601 Stunden gelebter Zeit mit den
Kindern und Ju­gendlichen des Forschungsprojekts während eines Zeitraums von 28 Monaten (März 1976 - Juni 1978).

Ich traf mich mit den Kindern und Jugendlichen in Gruppen.
In den insgesamt 10 Gruppen waren Mädchen und Jungen im Alter von drei bis siebzehn Jahren, jeweils gleichaltrig zusammengesetzt. Die Größe der Gruppen war unterschied-lich und betrug zwei bis sechs Teilnehmer. Es gab insgesamt 40 ständige Teilnehmer und Gäste. Die Gruppen-teilnehmer kamen bis auf wenige Ausnahmen stets zu den Tref­fen, niemand verließ die Gruppen.

Die Gruppen wurden in der Regel nachmittags durchgeführt. Sie begannen um 15.00 Uhr am verabredeten Treffpunkt und
dauerten so lange, bis die Teilnehmer ihr "ich muß nach Hause" einbrachten (19 - 23 Uhr). Die Gruppentreffen wurden wöchentlich durchgeführt, maximal 3 parallele Gruppen pro Woche. Es gab außerdem einige Langzeitgruppen-treffen (3-5 Tage) in meiner Wohnung und in meinem Ferienhaus. 

Die Erlebnissituationen mit den jungen Menschen be­standen überwiegend (2020 Stunden) aus den Gruppentreffen der 10 Pro­jektgruppen. Es gab außerdem Einzelbegegnungen, Kontakttreffen, Vielfachwahrnehmungs­situationen u.a.

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Zwei Monate nach Abschluß des Projekts fühlte ich in mir
die Bereit­schaft, über alles, was ich mit den jungen Menschen während des Projekts erlebt hatte, nachzudenken. Das Gefühl, die Erfahrung mit Reflexion zu zerstören, korrespondierte mit dem Wunsch, mitteilbar zu machen, was ich erfahren hatte. Ich begann dann einfach mit dem (schriftlichen) Nachden­ken und konnte dies 14  Tag lang durchhalten. In diesen zwei Wochen schrieb ich auf, was in mir war und mir gewärtig wurde, wenn ich mich auf unser Erlebtes konzentrierte und in mich hörte.


Die Gesamtreflexion habe ich nicht bearbeitet (erläutert, begründet, mit anderen Erfahrungen verglichen usw.). Sie ist eine subjektive Reflexion: Ich will mein Nachdenken über die realisierte Kommunikation mit jungen Menschen ungebrochen durch (erneute, abstrakte) Reflexion authen-tisch vermitteln und dadurch eine optimale und stringente Erfassung meiner (subjektiv-reflexiven) Projekt-Gesamt-erfahrung gewährleisten.


Die Gesamtreflexion ist von meiner bisherigen zweijährigen Arbeitsweise während des Projekts deutlich unterschieden: Es ist der Beginn der Aus­wertung - ich lebe nicht mehr im "Erfahrung-Machen", sondern im "Erfah­rung-Auswerten". Auch die situativen Während-Notizen sind nicht mit der Gesamt-reflexion zu vergleichen: Dort war ich immer in kommunika-tiver Ar­beit - jetzt bin ich in "Schreibarbeit". Ich brauchte zwei Monate Zeit, um diesen Schritt tun zu können - er war schwer.



Der Forschungsbericht (Beginn)

Ich überlege hin und her, wie ich "zu Papier" bringen kann, was ich weiß. Ich bin dazu gekommen, es so zu machen: Ich schreibe im Gespräch mit den Menschen, mit denen ich zusammen war.

Es ist schwierig für mich, dies alles aufzuschreiben und Euch da­bei nicht zu verraten. Ich glaube, dass es für
Euch ziemlich egal ist, was ich jetzt tue - und das mit dem Verraten ist auch nicht so wichtig. Aber mir liegt sehr daran, wirklich das festzubekom­men, was Sache ist. 
Wenn ich das nicht hinkriege, nenne ich das "Verraten". Tja.
   
Ich möchte alles aufschreiben, was mir zu unserem Zusammensein einfällt. Das wird vielleicht eine Woche oder zwei oder drei dau­ern. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich viel in mir habe, angesammelt und gespeichert. Und dass es alles komplex zusammen­hängt. Dass es etwas ist, das sich eigentlich nicht zum Aufschrei­ben eignet.

Ich bekomme kein Gefühl hin zu " Euch", zu den Menschen,
mit denen ich so viel getan habe. Sie sind keine Schreib-
erfahrungen. Ich ha­be viele Gefühle, wenn ich an sie denke oder an Sachen, die ich bei ihnen erlebt habe. Ich glaube,
dass ich diesen Stil beibehalten werde: Ich schreibe über
sie, über uns, über Entdeckungen und Ver­mutungen, Sichten
und Interpretationen, Wege und Wegbeginne.

Ich stelle mir vor, dass sie mir den Gefallen tun, all
zusammenzu­kommen. Wir sitzen alle in einer großen Halle  
oder einem großen Raum - aber dann merke ich sofort, dass 
dies nur eine eigene Dyna­mik entwickeln würde, die wiederum zu beschreiben wäre. So geht es nicht.


Fortsetzung folgt (unregelmäßig).

 
 














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