Als ich Jura studierte, durchzog eine grundlegende Gleichwertigkeit das ganze Szenario. Es wurden ja nicht die Gesetze des Kaisers oder des Diktators verhandelt, sondern die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland. Demokratie, Grundgesetz.
„Die Wüde des Menschen ist unantastbar“. Das passte einfach. Passte zu meinem Weltgefühl. Und so wurde das Verfassungsrecht mein Lieblingsfach. Da ging es in vielen Nuancen um die Ausgestaltung dieser Gleichwertigkeit.
Als ich nach einigen Semestern Jura die Fakultät wechselte und Lehramt studierte, las ich über dem Eingangstor der pädagogischen Hallen: „Homo educandus“. Der Mensch ist ein Erziehungswesen. Bitte was? Erwachsene oben – Kinder unten?
Werden zu Menschen gebildet, geformt, gemacht? Sind nicht gleichwertig? Die gutgemeinte, vormundschaftliche und letztlich eben doch diktatorische Grundstimmung, die mich da anfiel, in jeder Vorlesung, jedem Buch, jedem Gespräch: das ging ja gar nicht und war mit mir nicht zu machen.
Ich suchte und fand den anderen, den gleichwertigen Weg, den Erwachsene zu Kindern gehen können. Es ist dies ein Pfad, der in jedem von uns schlummert, ein Wissen aus der eigenen Kindheit.

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