Demnächst wird mein neues Buch fertig. Titel: "Kinder sind wunderbar! Unterstützen statt erziehen", so wie meine Vorträge heißen. Im ersten Teil erzähle ich meinen Vortrag, mit vielen Sprachbildern und persönlichen Überlegungen. Dadurch ist es kein reines Sachbuch geworden, das mit einem Sachbuch-Leseblick gelesen werden will. Was ja eine gewisse Mühe bedeutet und, sachbuchgemäß, in rein intellektuellen Gefilden verortet wird. Will sagen: Die Leserin und der Leser eines Sachbuchs wissen, was sie von Anspruch und Leseerleben her erwartet. Was hier aber nicht passt.
Mein Buch ist etwas anderes als ein "reines" Sachbuch. Es hat viele fantasievolle, auch surreale Szenen, ich schreibe persönlich, es ist oft überraschend bis frappierend, und immer wieder anrührend. Also: Sachbuch? Passt nicht wirklich.
Wer das Buch nicht kennt und es zum ersten Mal in der Hand hat, beim Stöbern im Regal der Buchhandlung oder auf dem Wohnzimmertisch bei Freunden, der sieht natürlich zuallererst auf die Titelseite. Und da will ich gleich den richtigen Stups geben: Du hast kein reines Sachbuch in der Hand - viel mehr wird Dir hier geboten. Wie kann ich das rüberbringen? Wie das bewerkstelligen? Da habe ich mir überlegt: ich schreibe gleich vorn auf die Titelseite den richtigen Nachsinne-Öffner drauf. Ein Sachbuch ist es nicht, ein Roman auch nicht. Ein Märchen? Nein, es ist mehr als Fantasy. Aber eine Erzählung? Ja, das kommt hin. Also schreibe ich zu "Kinder sind wunderbar! Unterstützen statt erziehen" dazu, darunter: "Eine Erzählung".
Das ist mit aber zu unspezifisch, zu mark- und farblos. Da muss mehr her. Also: "Eine pädagogische Erzählung". Das soll dem Titelbildleser den richtigen Impuls geben! Es geht nicht um irgendeine Erzählung, sondern um eine, die mit Eltern und Kindern zu tun hat. Und die das darüberstehende "Unterstützen statt erziehen" auffängt, irgendwie in geordnete Bahnen lenkt und nicht in unrealistisches erziehungsloses Chaos. "Pädagogische Erzählung" - klingt ordentlich, gewohnt. Trotzdem interessant: Was soll denn das "Unterstützen statt erziehen"? "Statt"?
Aber "pädagogisch"? In meiner amicativen Welt? Nur keine Berührungsängste! Ich will die Menschen ja dort abholen, wo sie unterwegs sind. Die allermeisten sind vor dem Bücherregal und dem Wohnzimmertisch pädagogisch unterwegs. Dass sie im Buch mitgenommen werden zu anderen Ufern - das werden sie dann schon merken ... Bei "pädagogisch" auf dem Titelbild vergebe ich mir nichts, sondern ich öffne ein Tor. In die amicative Welt.
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Aber wie das so ist. Den Text habe ich vor zwei Tagen geschrieben. Drüber nachgedacht. Alles ist gut überlegt, aber. Der Zusatz "Eine pädagogische Erzählung" nimmt die ganze Wucht und das Geheimnis von der Titelseite weg. Erklärt zuviel. Ich lass es also bei dem, wie es die ganze Schreibezeit um mich war, ohne den Zusatz, klar und prägnant:
Kinder sind wunderbar! Unterstützen statt erziehen