Ich besuche meine Mutter. Zum Mittagessen nimmt sie einen Schuss Maggi,
und zwar immer. Heute Mittag: "Wo ist das Maggi?" Das Maggi ist weg.
Nicht auf dem Fensterbrett, nicht im Küchenschrank rechts, nicht im
Küchenschrank links. Zauberei. "Ich kauf Dir nachher eine neue Flasche."
Das will sie aber nicht. "Das Maggi taucht schon wieder auf." Ich kauf
es trotzdem.
Und denke an der Kasse nach: Gehe ich zu weit? Bin ich übergriffig? Sie
will doch kein neues. Ich finde aber, dass es da sein soll. Weil sie es
jeden Tag hat. Ich mache mir also ihre Gedanken. Was ich oft tue: Mir
Gedanken darüber machen, was für andere gut ist. Na ja, es sind meine
Gedanken, diese Deine-Gedanken. Ich bin doch nicht
altländisch-oben-unten unterwegs, rede ich mich raus. Außerdem und
trotzdem und sowieso: habe ich nicht recht? Tja, da bin ich doch mal
wieder im Alten Land unterwegs. Oder ist es nur meins, nicht Deins, was
hier abgeht? Ich krieg das alles mit, an der Kasse, und nehm es mir
nicht übel. Schmunzel über meine Besserwisserei. Wenn sie denn eine ist!
Wenn ich den anderen nicht in Ruhe lassen kann, wenn ich es für ihn so
einrichten kann, wie es gut für ihn ist - besser als er das selbst weiß.
Was spielt sich da ab? Warum lasse ich die Kinder nicht so hoch
klettern, wie sie wollen? Warum nehme ich für Dich einen Schal zum
Spaziergang mit? Warum bringe ich Mon Chéri und keine Rose mit, wenn ich
nach Hause komme? Oder doch lieber die Rose? Ich bin verstrickt in
dieses feine oder grobe Netz, das mich zu Dir sehen läßt in dieser
Kümmerei. Nehm ich Dir dann etwas von Deiner Würde? Ist das ein
Oben-Unten? Oder bin ich nur achtsam, so wie es gut ist zwischen uns?
Wie bin ich denn unterwegs?
Wenn wir das immer wüßten! Weshalb also kauf ich das Maggi? "Mach Dir
keine Gedanken, kauf es einfach." Na gut. Ich stelle das Maggi beim
Abendessen auf den Tisch. "Danke, aber wär doch nicht nötig gewesen."
"Na ja", sag ich.