Im aktuellen SPIEGEL* gibt es einen Artikel über Glück. Das macht mich neugierig, und ich habe gelesen. Die Expertin** sagt, dass es drei Grundvoraussetzungen für das persönliche Glück gebe: Erstens ausreichende finanzielle Absicherung, "das Geld muss reichen". Zweitens gute soziale Kontakte, "auf Augenhöhe, mit Familie, mit Freunden". Drittens einen höheren Sinn im Leben sehen, das Gefühl haben, seine Zeit auf Erden nicht sinnlos zu verstolpern.
Da bin ich dabei. Wer weiß, was es sonst noch alles für Momente, Monumente und Momentchen braucht, um glücklich zu sein. Die Frage "Bin ich glücklich?" ist eigentlich eine gute Frage. Aber nur eigentlich - weil man sich so etwas nicht fragt. Man ist es, mehr oder weniger. Oder man ist unglücklich, mehr oder weniger.
Was hat Amication in Sachen Glück zu bieten? Hierzu habe ich am 4. März 2017 kurz etwas gepostet ("Glücksdonner und Glücksstaub"). Macht Amication glücklich? Würd ich nicht ausschließen. Amication hilft, Belastungen/Steine/Hindernisse auf dem Glücksweg zu entfernen. Es sind die Sichtweisen auf sich selbst und auf die Welt, die sich mit Amication leichter angehen lassen. "Ich gehöre mir selbst" ist glücksbringender als "Ich gehöre/bin ausgeliefert diesem und jenem, Anforderungen, Umständen, Personen". "Ich bin für mich selbst verantwortlich" hingegen will gut bedacht sein, schmeckt nicht jedem, ist aber sehr erleichternd. "Schuldgefühl und Schuldvorwurf sind im Museum" ist schon grandios. "Ich bin ein Ebenbild Gottes" - mehr geht nicht.
Im Spiegelartikel heißt es auch, dass man oft erst hinterher merkt, dass man glücklich war. Was heißt, dass sich Glück nicht festhalten lässt. Wenn das so ist - dann ist es eben so. Wie immer geht es um die Frage, wie man mit irgendetwas umgehen soll/will, wie man bewerten und einordnen soll/will. Wenn ich mein Glück nicht merke, ja, das gehört dann eben dazu. Ich ärgere mich nicht, nichts mitgekriegt zu haben. Ich bin eher erstaunt und schwelge im Nachglück. Kurz: Ich habe immer die Möglichkeit, positiv zu reagieren, generell, eine Perspektive, die Amication aufzeigt. Es ist nicht verboten, positiv zu reagieren, bissiglich: es sich schön zu reden. Gilt auch für das Glück, das zerronnen ist. Ich jedenfalls freu mich, dass es da war.
Irgendwie weiß ich für mich, was ich zum Glück brauche. Und da wird jeder seine Vorstellungen haben. Die Dinge vorantreiben, damit das Glück passiert: Ist nicht zielführend, steht im Artikel. Mach ich aber immer wieder, mal mehr, mal weniger. Alles dem Großen Sinn überlassen? Glück fällt vom Himmel, oder passiert gar nicht? Vertrauen darauf, dass das Glück mich nicht übersieht? Na ja. Ich kenn das und ich kann das, wenn es denn anliegt. Aber ich kenn das und ich kann das auch, mich um mein Glück zu kümmern und mich zu bemühen. Was aus dem Ruder laufen kann, was aber auch gelingen kann. Da gibt es nicht richtig und falsch, da entscheide ich so, wie es kommt. In eigener Regie.
Das mit dem Glück ist eh eine völlig relative Angelegenheit. Was dem einen sein Uhl. Nur, dass es da so viele Unglücksmonsterchen und Monster gibt. Die lauern am Lebensweg, und wenn man an sie glaubt, wird es anstrengend. Das Schönreden - die positive Sicht, bevorzugt, nicht sich dem Schönreden ausliefern und sich belügen - ist ein gutes Mittel gegen die Glücksvampiere. "Was für ein Unglück" lässt sich mit Innehalten begegnen, mit dem Wissen um die vielen, die hundert Jahre, die man lebt und die jeden Tag eine Einladung sind. Eine Einladung, dem Grund zu vertrauen, auf dem ich gehe und der den Glücksstaub enthält, den ich zu seiner Zeit aufwirbele.
Unglücklichsein gehört dazu. Wie all die anderen Negativlinge. Ist aber nicht das letzte Wort in diesem Lebensszenario. Dieses Wort habe ich, und ich berappele mich dann, lass es mal gut sein mit dem Grusel und strebe dem Glück entgegen. Meine Entscheidung, meine Verantwortung, meine Macht.
Glück? Geht doch!
* Der Spiegel Nr. 5/25.1.2020, Seite 112 ff.
** H.Brockmann, a.a.O., S. 115