Montag, 6. Mai 2019
Universum, sowieso
"Es geschieht doch alles sowieso so, wie es geschehen soll. Da kann ich doch gar nichts beeinflussen." Ein Statement auf einer Vortrags-Aussprache, als es darum ging, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist und dass jeder sein eigener Chef ist.
Na ja, dachte ich, bin ich nun die Marionette des Schicksals/Universums/höherer Mächte oder gehöre ich mir selbst? Die Amication ist da eindeutig: Ein jeder gehört sich selbst und ist für sich verantwortlich. Und Punkt.
Aber. Man kann es sich ja auch so zurechtlegen: Kann schon sein, dass alles so geschieht, wie es geschehen muss. Ich bin dann eingewoben in diesen Sowieso-Prozess. Meine Entscheidungen, mit Chefgefühl vor mir und für mich verantwortet, quellen irgendwie, auf geheimnisvolle Weise aus dem Universum hervor, "es" durchdringt mich und dann handele ich so, wie ich handle (geht zum Beispiel rechts rum zum See). Ich hätte auch anders entscheiden können (links rum), hab ich aber nicht. Die Wahl habe ich schon, Chefgefühl. Aber kommen muss es so, wie es kommen muss, egal ob rechts oder links rum. Wenn rechts rum, dann eben rechts rum (meine Entscheidung), wenn links rum, dann eben links rum (meine Entscheidung).
Ich bin mir sicher, dass ich entscheide, und dass ich es bin, der entscheidet. Und wenn mein Entscheidungen (meine Chef-Entscheidungen) in Übereinstimmung mit irgendeinem großen Plan stehen, ok, egal, dann eben. Irritiert mich nicht, wenn das so sein sollte. Bricht mir keinen Zacken aus der Krone.
"Spielt es wirklich eine Rolle?" habe ich geantwortet. Und gemerkt, dass es für mich keine Rolle spielt, ob ich Universumsangesteller bin oder Universumschef. Ich tu eh, was ich vor mir verantworte. Wenn sich dann irgendwann mal rausstellen sollte, dass ich da nur machte, was sowieso gemacht werden musste - ja mei! Dann soll es so sein und stört mich nicht.
"Aber dann ist so ein amicatives Chefgefühl doch pure Illusion!" Puh - und wenn schon. Wer will das denn wissen? Überhaupt, was für ein merkwürdiges Gedenke. Muss ich das haben? Muss ich nicht. Bin halt auf dem Vortrag drauf angesprochen worden. Und das will ich ja auch nicht schlechtreden und steig mal drauf ein.
Jedenfalls bin ich gerne mein eigener Chef und genieße meine Selbstverantwortung. Und wenn meine Entscheidungen in irgendeinen großen Plan passen oder mir von dort rübergereicht werden: Auch gut, ändert nichts an meiner Zufriedenheit. Sitze ich einer Illusion in Sachen freie Entscheidung, Chef und Co auf? Wenn man keine anderen Probleme hat. Ich mach mich da ein bisschen lustig drüber, über die Universumsspürer und spirituellen Pfadfinder, bei allem Respekt. "Bleiben Sie auf dem Teppich" habe ich gesagt, "das spielt doch für unser kleines konkretes Leben im Hier und Jetzt keine wirkliche Rolle." Ist es so?
So einfach? Warum denn nicht.