Dienstag, 3. Juli 2018

Kinderforschung: Bericht (10) - Jenseits des Expertentums











 In unregelmäßigen Abständen poste ich 
 Texte aus meiner Dissertation, meiner 
"Kinderforschung"


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Mich bringen diese Überlegungen auf einen sehr wichtigen Punkt. Ich hätte mit dem Feedback ja auch geschickt vorgehen können. Und ich hätte mich in den Gruppen immer "therapeutisch effizient" (oder ähnlich "fachlich versiert") verhalten können. Es war dies eine der ganz wesentlichen Voraussetzungen für mich gewesen, all so etwas NICHT zu tun. Es ist NUR dann möglich, ein persönliches Gefühl zu ihnen zu entwickeln, wenn ich davon absehe, in irgendeiner Weise fachlich oder sonstwie nicht-persönlich zu ihnen zu sein. Es gibt da so eine Mischung von Fachmann und Persönlich-Sein, die ich oft beobachtet habe - und die ich merkwürdig eklig, ja eigentlich gemein gefunden habe.

Als Mit-Erwachsener habe ich ja mitbekommen, was dieser so freundliche Große mit seiner "persönlichen Wende" im Schilde führte. Immer irgendwas fachlich-expertenhaft Verantwortetes, immer etwas, das sich für die Mitteilung an den Jungen Menschen vor ihm nicht eignete, immer etwas, das die Herrschaft der Erwachsenen Menschen ausdrückte. Nein - wer dies will, wer dies nicht anders KANN: Der verfehlt sie, die Personen vor ihm.

Ich habe am Beginn der Gruppenarbeit (und eigentlich zu Beginn jeder neuen Gruppe) immer gespürt, wie fern ich ihnen war. Das Managen der Gruppe (dass die erst einmal überhaupt beginnen konnte): Die Expertengefühle in mir stiegen dann zu sehr auf, wenn ich den Jungen Menschen plausibel machen musste, was es mit so einer Gruppe auf sich hat. Da war ich schnell weg vom personalen "Hallo - DU" hin zum Fach-mann, der eine Doktorarbeit über die Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern schreibt.

Wenn wir uns dann öfter getroffen hatten, ging das Distanz- und Expertengefühl weg, und ich war ohne weißen Kittel die Person, die ich eh bin. Ich wusste ja dann auch um diese Problematik und gelangte dann immer schnell wieder in die Unmittelbarkeit.


In diesem Punkt unterscheidet sich meine Arbeit von jeder anderen Arbeit, die am Expertentum in dieser oder jener Form festhält. ICH LEHNE DIESE EXPERTENARBEITEN ALS SPEZIFISCH UNQUALIFIZIERT AB (wie sie es wohl auch mit mir tun). Wer etwas über die Kommunikation zwischen Menschen aussagen will - der kann sich nicht als "Objektiver Beobachter" unters Volk mischen und dann "die Wahrheit" hier und da erwischen, einordnen, analysieren. Er wird nur eine ganz bestimmte Realität erfassen können: Nämlich die, die sich ihm als Experten überhaupt eröffnet.

Kommunikation zwischen Menschen hat aber eine Dimension, die jenseits des Expertentums liegt: Sie geschieht zwischen Personen, dem, was Menschen SIND. Es lässt sich auch leichter ausdrücken: Die Beziehung "von privat zu privat" ist die relevante. Sicher gibt es auch die Beziehungsform "Experte - Experte" und "Experte - Privater"•    Aber: Ist ein weißer Kittel das, worauf es (in der Kommunikation) ankommt? Fassaden, Vorgeschobenes, Tarnschilde - all dies verstellt den Zugang zum anderen. Psychologie und Pädagogik mit ihrer riesigen "Wissens"apparatur sind wunderbare Tarnkappen: Wer die Person ist, die da agiert, das bleibt im Dunkeln.


Fortsetzung folgt (unregelmäßig)