Gesprächsrunde mit sieben
Müttern. Eine Mutter sagt: "Ich mach so viel falsch. Ich krieg
es oft einfach nicht hin. Und ich kann mich dann nicht leiden."
Sie sieht zu ihrer Freundin: "Du machst alles richtig!".
Die lacht und sieht das anders.
Tja. Meinen Vortrag habe ich
gehalten. Wie das so ist mit der Erziehungsfreiheit, der
Souveränität, dem Sich-Selbst-Gehören. Und: dass man keinen
wirklichen Fehler machen kann, weil letztlich niemand der
Oberschiedsrichter ist.
Verpufft. "Ich mache so viel
falsch.“ Sie will ihre Fehler erkennen, daran arbeiten, eine
bessere Mutter werden. Es schwingt mit, was sie alles muss, besser:
müsste.
"Sie müssen gar nichts", sage ich. Nicht
in diesem Sinne. Ich erkläre, wie ich das meine. "Sie müssen
nicht einmal leben. Sie wollen." Belehre ich sie? Als
Besserwisser? Was soll das bringen, ihr den Unterschied von "müssen"
und "müssen" klar zu machen?
"Sie müssen
nicht tanken. Niemand muss Autofahren. Jeder kann laufen." Es
geht um dieses Müssen. "Aber wenn sie Autofahren wollen, müssen
sie tanken." Das andere Müssen. Über das wir selbst befinden,
das uns nicht im Griff hat.
Sie ist da aber fest im Griff. Sie
muss ihre Fehler erkennen und eine gute Mutter werden. Ich erzähle
hin und her, dies und das. Rote Ampel, Steuern zahlen, Kinder
wickeln: Wir müssen da gar nichts. Wir wollen. Konsequenzen, wenn
wir nicht tun, was wir müssen, sind bekannt. Nur: dass wir eben
nicht müssen!
Die anderen hören zu. Noch habe ich das
Gefühl, dass ich sie nicht bedränge. Ich bin sehr deutlich. Kämpfe
ich um dieses Kind vor mir? Gegen die Dämonen unserer Kindheit?
Zeige ich ihr ihre Würdekrone? "Sie gehören sich selbst."
Und ich zeige ihr dieses Tor zu der anderen Welt: "Sie können
sich lieben, so wie Sie sind. Sie sind die Schönste im ganzen Land –
frisch gelogen, trotzdem wahr! Sie können sich in Ruhe lassen,
müssen sich nichts übelnehmen."
Es gibt dann diesen
Moment, wo sie wirklich zuhört. In Resonanz gerät zu meinem
Wortschwall. Wo ihr "Aber ich muss doch" leiser wird. Wo
sie in den kindlichen Blick fällt.
"Macht ja auch
nichts, wenn Sie sich blöd finden. Es gibt keinen Zwang, sich zu
mögen. Es ist nur eine Möglichkeit, mit sich umzugehen. Schönreden
statt Schlechtreden."
Beim Verabschieden gibt sie mir die
Hand. "Wird schon", sage ich. "Danke", sagt sie.