Montag, 6. Januar 2025

Interview zum Thema "Selbstliebe und erziehen", I




Der Böhme-Zeitung in Soltau bei Hannover gab ich anlässlich eines Vortrags ein Interview zum Thema "Selbstliebe und erziehen".

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Die Annahme, dass Kinder erst zu „richtigen“ Menschen erzogen werden müssten, ist sicherlich falsch, wenn damit „vollwertig“ oder „gleichwertig“ gemeint ist. Dennoch bedürfen Kinder in unterschiedlichen Lebensphasen doch immer wieder elterliche Unterstützung und auch Anleitung. Was soll daran falsch sein? 

Nichts. Besser: kommt drauf an. Auf den Ton nämlich, der beim Unterstützen und Anleiten dabei ist. Von oben herab? Weil ich recht habe? Weil Du noch ein Kind bist? Ja, wir stehen oben, haben recht und ein Kind ist ein Kind. Aber bei aller Offensichtlichkeit: da kann ein unguter Ton dabei sein, der von oben herab kommt, mit Rechthaberei und „Du bist nur ein Kind“. Das muss nicht sein. Und es sollte nicht sein.

Die allermeisten Eltern handeln instinktiv so, wie es ihrer Überzeugung nach das Beste für das Kind ist. Wenn sie jetzt hören, dass das zu viel ist – erzeugt das nicht vor allem ein schlechtes Gewissen und verunsichert die Eltern nur noch mehr in einer Welt zwischen Perfektionismus und Überlastung? 

Menschen gibt es seit Millionen Jahren, und immer haben Eltern instinktiv so gehandelt, wie sie es als gut für ihre Kinder eingeschätzt haben. Das ist der richtige Weg und nicht „zu viel“. Ich bestärke Eltern darin, sich auf ihr Gefühl zu verlassen. Das ganze heutzutage ausgetüftelte Erziehungsdenken stört: das ist zu viel, wird leicht zur Last und verunsichert. Ja, man kann auch mal einen Erziehungsratgeber lesen oder einen Vortrag zu Erziehungsfragen besuchen. Aber nötig ist das nicht

Sie schlagen vor, die Selbstliebe wieder zum Ausgangspunkt des Umgangs mit den Kindern zu machen. Ist das nicht leichter gesagt als getan? Setzt diese Selbstliebe ein radikales Umdenken voraus? Und wie müsste das aussehen? Ist Selbstliebe vor allem eine Frage der inneren Einstellung? 

Mein Vorschlag ist keine Hausaufgabe. Niemand muss die Selbstliebe zum Ausgangspunkt des Umgangs mit Kindern machen. So etwas hört sich doch nur anstrengend an. Ich bin da anders unterwegs, nämlich so: Jeder kann es sich gestatten, erlauben, sich hineinfallen lassen in ein freundliches Ich-mag-mich. So was braucht kein Umdenken und keine besondere Einstellung. Und um so besser, wenn einem das im Zusammensein mit den Kindern passiert.

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Fortsetzung im nächsten Post.