Montag, 24. Juni 2024

Vortrag "Ich muss gar nichts!"

 

 

In meinen Vorträgen „Kinder sind wunderbar! Unterstützen statt erziehen“ zeige ich einen neuen (amicativen) Blick auf die Kinder und unsere Beziehungen zu ihnen. Die amicative Position, dieser neue Blick, entlastet Eltern. Neulich bedankte sich eine Mutter, sie fand den Gedanken, dass sie ja eigentlich nichts wirklich muss – sondern kann und will, einfach befreiend. Ihre Souveränität war wieder da, all die Anforderungen an eine „gute“ Mutter hatten keine Macht mehr über sie. Sie selbst fühlte sich wieder als Chefin des Unternehmens „Kinder großziehen“.

Und ich dachte: „Vielleicht biete ich den Abend ja einmal offensiv unter dieser befreienden Überschrift an, egal, wie missverständlich bis utopisch sich das auf den ersten Blick ausnimmt. Außerdem könnte ich auch einen guten Text dazu schreiben.“ Der Gedanke nahm Gestalt an, und in einigen Kindergärten gibt es jetzt neben dem Klassiker „Kinder sind wunderbar“ schon den Elternabend „Ich muss gar nichts!“. Hier ist der Einladungstext, der in der Kita ausgehängt oder per Mail oder SMS verschickt wird.

 

 

 

Elternabend

Dienstag, 1. Oktober 2024

19:30 Uhr

 

Dr. Hubertus von Schoenebeck

Ich muss gar nichts!

Unterstützen statt erziehen

Vortrag mit Gespräch


Eltern sind immer wieder am Limit: „Mache ich das richtig? Die Kinder tun einfach nicht das, was sie sollen.“ Ja, Erziehung ist anstrengend. Hier kann ein neuer Blick auf das tägliche Theater helfen: „Unterstützen statt erziehen“. Seit Millionen Jahren haben Eltern ihre Kinder großgezogen, und selbstverständlich können Sie das auch.

Der Abend zeigt Ihnen, wie Sie mit einem großen Stück Gelassenheit und frechem Mut all den Zweifeln begegnen können: „Ich muss gar nichts!“. Sie lieben Ihre nervigen Kleinen, mehr muss doch gar nicht sein. Der Rest ergibt sich, ein Nein ist ein Nein, und wenn die Sonne scheint, gibt es ein Eis extra.

Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen: Sie sind eine wunderbare Mutter und ein wunderbarer Vater. Ich erzähle Ihnen von diesem Selbstvertrauen, es will nur einmal angedacht sein, dann wird das schon. Ich habe sechs Kinder und neun Enkel, lassen Sie sich an dem Abend zu der Kraft entführen, die in allen Eltern steckt. Nur Mut!

Dr. phil. Hubertus von Schoenebeck. Ich habe als Lehrer gearbeitet, bin Sachbuchautor zu Erziehungsfragen und seit über 30 Jahren in der Familienbildung tätig. Ich halte einen kurzweiligen Vortrag und freue mich auf Ihre Fragen.


Montag, 17. Juni 2024

Meine Doktorarbeit




Für meine Doktorarbeit (Dr. phil.) nahm mir zweieinhalb Jahre Zeit und führte eine Feldstudie über nichtpädagogische Beziehungen durch. Also eine praktische Arbeit mit Kindern. Die Forschungskinder waren drei bis 18 Jahre alt. In kleinen Gruppen, jeweils im gleichen Alter. Also zwei Dreijährige, drei Vier- bis Sechsjährige, dann Sieben- bis Neunjährige und so weiter. Wir trafen uns nachmittags, an Wochenenden und in den Ferien in meinem Ferienhaus.

Wie realisierte ich das? Nach dem Prinzip des „Einfach-So“, wie ich das nannte. Ich kam mit meinem Käfer zur festgesetzten Zeit zu den Treffpunkten. „Was machen wir heute?“ Sie hatten Vorschläge. Wenn nichts kam, hatte ich welche. Irgendetwas passierte dann. Ab in den Wald, Baggerloch, alter Steinbruch, Felsenklettern, Abenteuerböschung, Kanal, Fluss, Geländespiel, Bumerangwerfen, meine Wohnung, Monopoly, Jugendzentrum, Rudern, Bäumeklettern, Zoo, Pferde, Disco, sonst was. 

Rumfahren im Auto und dabei Quatschen war sehr beliebt, ich chauffierte und hörte zu. Und immer wieder einfach Abhängen, passte immer. Mit was zu Futtern aus meinem Picknickkorb. Oder aus der Pommesbude. Von nachmittags um drei bis abends um sechs, sieben, acht oder neun, das Ende setzten sie selbst fest.

Die Kinder machten ihr Ding, ich war dabei, als „Gast im Kinderland“, machte mit oder auch nicht. Ich war akzeptiert und gemocht und störte sie nicht. Vor allem: Ich war nicht distanziert, ich beobachtete sie nicht mit weißem Forscherkittel. Ich war eingebunden, ich erlebte mit. Ich war ganz da, die Person, die ich bin. Ich dirigierte sie nicht, ich nahm mich aber auch nicht zurück. Und wenn mir etwas nicht passte, dann sagte ich das auch. 

Kurzum, ich ging mit ihnen so um, wie ich mit meinen erwachsenen Freunden auch umgehe: auf gleicher Augenhöhe. Es war ein großes Abenteuer in einem fremden und zugleich vertrautem Land.

Ich nahm das alles in mich auf. Und nach und nach wurde es klarer und dichter: So – so sind sie, die Kinder. Und so – so komme ich mit ihnen zurecht, wenn ich sie nicht pädagogisch sehe und angehe, sondern authentisch mit ihnen unterwegs bin. 

Was das „so“ bedeutet? Tja! Was bedeutete das „so“ im gleichwertigen Umgang mit Afrikanern? Mit Frauen? Mit einer anderen Religion? Mit der Natur? Das lässt sich nicht in drei Worte fassen. Ich notierte dazu 782 „Determinanten“, Orientierungen für unser gleichwertiges Miteinander. Das „so“ ist eine besondere Qualität des Miteinanders.

Ich lernte also, worauf man achten muss, wenn man mit Kindern gleichwertige Beziehungen realisieren will. Wo sind die Ecken und Kanten? Ich fand es heraus. Meine Doktorarbeit wurde anerkannt mit „magna cum laude“, sehr gut. Ich war Doktor der Philosophie.


 

 

Montag, 10. Juni 2024

Selbst-Verantwortungs-Training: Lernen in der Gruppensitzung


 

In den letzten Posts habe ich über das "Selbst-Verantwortungs-Training" geschrieben. Dabei ging es um Inhaltliches. Aber wie sieht das alles konkret aus?

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Lernen in der Gruppensitzung

Die Entfaltung der Selbstverantwortung findet in den Gruppensitzungen statt. Hier sind Menschen zusammengekommen, die mit Hilfe einer speziellen Psychodynamik lernen möchten, ihre Selbstverantwortlichkeit neu anzuwenden.

Das Zusammensein mit den anderen in der Gruppensitzung konfrontiert die einzelnen immer wieder mit diesen Fragen:

Was will ich hier eigentlich – in diesem Kreis?
Wie kann ich hier das tun, was ich will?
Was will ich wirklich?

Die vielen kleinen und großen Geschehnisse einer Gruppensitzung setzen jede und jeden Teilnehmenden einem Ansturm von Entscheidungssituationen aus. Dabei erleben sie immer aufmerksamer, dass tatsächlich jede und jeder einzelne für alles und jedes, was sie hier tun oder lassen, selbst die Verantwortung tragen:

Soll ich auf dem Stuhl oder auf dem Kissen sitzen?
Will ich, dass das Fenster offen oder geschlossen ist?
Soll das Licht ein oder ausgeschaltet sein?
Soll ich diese Frage stellen?
Diese Antwort geben?
Diesen Wunsch äußern?
Diesem Vorschlag folgen?
Diesem Gespräch weiter zuhören?
Diesen Dialog unterbrechen?
Dieses Gefühl mitteilen?
Was will ich wirklich?

Die Gruppensitzung ist voller Chancen, sich selbst immer wieder als die und den eigentlich Verantwortlichen für das eigene Verhalten zu entdecken: So wird die Selbstverantwortung in kleinen und kleinsten Schritten nebenbei und unthematisiert trainiert.

„Soll ich weiter an der Gruppe teilnehmen oder nicht?“ Jede und jeder legen den Umfang ihres Trainings selbst fest. Während die einen nicht genug von der Psychodynamik der Gruppe bekommen können und ihnen jede Sekunde wichtig ist, schätzen andere die Möglichkeit des Rückzugs und die Situation außerhalb der Gruppe. Und alle haben auch stets die Möglichkeit, das psychodynamische Lernen in der Gruppe wieder aufzunehmen.

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Das Selbst-Verantwortungs-Training habe ich ausführlich und im Detail auf meiner Website vorgestellt, www.amication.de

Das diesjährige Selbst-Verantwortungs-Taining findet vom15. bis 17. November 2024 in Sprockhövel bei Wuppertal statt. Ich werde dabei der Garant sein. Anmeldungen können über meine Website "amication.de" unter "Seminare" vorgenommen werden.


 

Montag, 3. Juni 2024

Selbstverantwortung und Selbst-Verantwortungs-Training

 

 

In diesem Post schreibe ich wieder etwas über das Selbst-Verantwortungs-Training. Es wird klar, warum ich diese Gruppendynamik "Selbst-Verantwortungs-Training" genannt habe.

Das Selbst-Verantwortungs-Training ist eine amicative Gruppendynamik, die in Gruppensitzungen durchgeführt wird, es ist auf meiner Website „amication.de“ ausführlich und im Detail beschrieben.

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Wie jeder Organismus hat auch der Mensch die Energie, sich in der Umwelt zu behaupten und sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen. Und wie jedes Lebewesen spürt auch jeder Mensch selbst am besten, was für ihn gut ist und was ihm schadet. Diese Fähigkeiten werden dem Menschen von der Natur mitgegeben.

Von Anfang an entfaltet sich die von innen kommende Kraft, das Leben nach den eigenen Kriterien zu gestalten und für sich selbst Verantwortung zu tragen. Selbst Verantwortung für sich zu tragen ist den Menschen als wichtige Voraussetzung für eine sinnvolle und glückliche Lebensführung mitgegeben.

Doch die Tradition erkennt im Menschen nicht ein Wesen, das von Anfang an in der Lage ist, für sich verantwortlich zu sein. Die Wirklichkeit der Kinder ist voller Erwachsener, die sagen: „Ich weiß besser als Du, was für Dich gut ist!“

Das traditionelle „Ich bin für Dich verantwortlich“ verhindert die Entfaltung der mitgebrachten Selbstverantwortungsfähigkeit in der Kindheit. Den Menschen geht dadurch eine wichtige Zeit verloren, in der sie lernen können, diese innere Kraft wahrzunehmen und als Kompass für alle Situationen des Lebens zu benutzen.

Dieser Erfahrungsverlust bleibt nicht ohne Folgen. Wer ein Kinderleben lang gelernt hat, dass nicht er selbst für sein Leben die Verantwortung tragen könne, sondern dass andere für sein Glück und Leid zuständig seien, trägt diese Abhängigkeit in sein Erwachsenenleben. Er wird leicht zum Spielball fremder Interessen, Werte und Normen, und es fehlt ihm die Kraft, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und durchzusetzen.

Über diesen Zusammenhang klärt die postpädagogische Weltsicht (Amication) auf. Jeder kann dadurch bemerken und erkennen, dass er in der Kindheit am eigenen Ich vorbeigeschleust wurde. Und jeder kann heute die Verantwortung für sich selbst wieder zur uneingeschränkten Basis seines Lebens machen.

Das Selbst-Verantwortungs-Training unterstützt die Entfaltung der Selbstverantwortung durch eine besondere Form der psychodynamischen Gruppenarbeit und gehört zu den Hilfen, die es im Rahmen der Humanistischen Psychologie gibt.

Die postpädagogischen Aussagen zur Selbstverantwortung werden auf spezifische Art und Weise so in einen gruppendynamischen Prozess eingebracht, dass die Teilnehmenden intensiv erleben und fühlen können, was es bedeutet, für sich verantwortlich zu sein.

 

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Das diesjährige Selbst-Verantwortungs-Taining findet vom15. bis 17. November 2024 in Sprockhövel bei Wuppertal statt. Ich werde dabei der Garant sein. Anmeldungen können über meine Website "amication.de" unter "Seminare" vorgenommen werden.